Vielleicht wissen es einige von euch bereits: ich bin zur Hälfte Polin. Im schönen Nachbarland ticken die Uhren anders als in Deutschland. Polen ist christlich geprägt, die katholische Kirche die Regeln klar vor.
Das Sakrament der Ehe ist dort besonders heilig und das Versprechen vor dem Altar wird nicht angetastet.
Selbstverständlich gibt es auch in Polen Scheidungen, aber in der Regel halten die Ehen dort länger als in Deutschland. Dies zeigt auch eine offizielle Statistik der Bundeszentrale für politische Bildung.
Ein Grund hierfür kann in der Gläubigkeit der Polen gesehen werden, die weiterhin an traditionellen Werten festhalten.
Die Familie erfreut sich großer Beliebtheit. Männer und Frauen in Polen definieren sich über ihre erfolgreiche Familie. Kinder und das traditionelle Rollenbild entsprechen den katholischen Vorstellungen von Familie.
Eine polnische Hochzeit ist ein Fest, da erblassen sogar die Südländer vor Neid. Es wird getanzt, gefeiert und sehr gut gegessen. Auf den Tag der Hochzeit fiebern alle jungen Mädchen hin, denn es ist so, als wären sie an einem Tag Prinzessin.
Jede Braut will die Schönste sein, es wird investiert ohne Ende in ein perfektes Make-up, Styling und ein rauschendes Fest. Die Gäste, vor alle junge Menschen nutzen die Gelegenheit und flirten auf Teufel komm raus, um vielleicht schon die Nächste zu sein, die vor dem Altar ihr Jawort gibt.
Also, warum sollte man eine so teure und exklusive Angelegenheit, wie es eine Hochzeit in Polen ist, durch eine Scheidung entwerten.
Selbstliebe als Schlüssel zur erfüllten Ehe?
Ein zweiter Punkt, der für das Halten der Ehe in Polen spricht, liegt im Rollenbild der Frau und des Mannes.
Frauen in Polen wollen gefallen, sie sind zumeist gepflegt und investieren viel Zeit und Geld in ihr Aussehen. Immerhin behaupten viele, dass die Polin die schönste Frau der Welt sei.
Fakt ist, dass Polinnen toll aussehen, sich top stylen und trotzdem mit Leichtigkeit den Haushalt schmeißen, Kinder lieben und ihrem Mann stets zur Verfügung stehen.
Freilich wird mit diesen Aussagen pauschaliert, aber der Wert der Familie zählt in Polen mehr als alles andere.
Männer hingegen sind Väter, die als Oberhaupt der Familie fungieren, meist sehr viel Maskulinität ausstrahlen und in Berufen arbeiten, die eher als klassisch männlich gelten. Sie verfügen über den Charme des Macho, aber sind auch mit Feuer und Flamme Papa, Onkel oder Opa. Mann und Frau in Polen sind im Allgemeinen, bis auf Ausnahmen, stärker in ihrem geschlechtlichen Rollenbild verankert.
Das führt dazu, dass die Familie als Ziel für das eigene Leben gesehen wird und nicht nur die Selbstverwirklichung im Berufsleben. Das Leben miteinander in der Familie wird geschätzt und die auf sich selbst bezogenen Bedürfnisse werden nach hinten verschoben.

Traditionelle Werte
Bei all der Konzentration auf die Familie darf man nicht vergessen zu erwähnen, dass es in Polen sehr wichtig ist, eine gute Schulausbildung zu absolvieren.
Polen achten sehr darauf, dass die Kinder eine entsprechende Ausbildung absolvieren und sind hier sehr streng, wohingegen die strenge bei schulischen Angelegenheiten in Deutschland eher nachlässt.
Leistung zählt, egal ob das in der Schule, auf der Universität oder im Arbeitsleben ist.
Trotzdem darf dieser Ehrgeiz in professionellen oder schulischen Angelegenheiten nicht dazu führen, die Familie zu vernachlässigen, denn die steht an erster Stelle.
Sind polnische Paare auch schon lange zusammen und das Feuer der ersten Leidenschaft verflogen, so genießen sie es trotzdem, als Paar aufzutreten. Polnische Frauen machen werfen sich gerne in Schale, wenn sie gemeinsam ausgehen, denn sie wollen an seiner Seite glänzen und Bewunderung ernten. Der Mann wird sich um seine Figur kümmern, schauen, dass Kilos, die er zu viel am Körper trägt, durch Sport und Bewegung purzeln.
Achtung: Es ist klar, dass es auch in Polen Paare gibt, die nicht diesen Erläuterungen entsprechen, aber die Mehrheit lebt noch nach diesen Traditionen und hält die Ehe aufrecht bis sie vom Tod geschieden wird.